Verkostungsnotiz 15.10.2010:

Quer durch die Regionen 2000 - V

 

 

 

Nr.

Wein

Burkhard

Kurt

Nastl

Gesamt *)

1

Chapoutier, Le Pavillon, Hermitage

93

90

93

276

 

 

Dunkles Rubin, animalische Nase mit kräftig dunklebeerigen Untertönen. Auch im Geschmack animalische Noten, im Nachgeschmack fehlt dann aber etwas an Kraft. Dezent pfeffrige Tannine im Abgang.

Wie kommt ein Hermitage dazu, wie ein Chateauneuf du Pape zu schmecken?

 

2

Gauby, Vieilles Vignes, Roussillon

88

89

88

265

 

 

Dunkles Granat, brillant. Feintöniges bis neutrales Bouquet, etwas Fass. Im Geschmack etwas ausgezehrt, Tannine überwiegen. Abgang mit peffrigen Tanninen ist OK – Wein zum Essen, aber nicht mehr.

Typizität ist von einem Roussillon wohl eher ohnehin nicht zu erwarten, könnte also irgendwas ein – z.B. der Redigaffi in der miesen Verfassung, wie wir ihn schon einmal kennengelernt haben

 

3

Trapet, Chamertin GC

90

88

92

270

 

 

Mittleres Granat, dezentes Stinkerl. Mittlerer Körper, dezent rotfruchtig, gut maskierte Säure, Nachgeschmack eine Spur bitter. Seidig pfeffrige Tannine im Abgang, Honigwaben im leeren Glas.

Liest sich wie ein schwacher Burgunder und ist auch einer, könnte aber auch ein schwacher Hermitage sein. Leidet sicher auch unter der etwas zu hohen Serviertemperatur

 

4

Negly, L’Ancely, Languedoc

94

92

91

277

 

 

Dunkles rubin, brillant. Süße dunkle konzentrierte Frucht in der Nase, sehr sauber. Voller Körper, intensiv dunkle Frucht, massive Tannine, gute Säure. Leicht gekocht und spur Süß, üppig.

Was sich anhört wie ein Lagenwein von Negly ist auch einer

 

5

Weninger, Veratina, Cuvee,  Burgenland

93

92

92

277

 

 

Dunkles klares Rubin, Zedernnote. Mittlerer Körper, dezente Säure, dunkle Beeren, etwas ruppige Tannine. Bitterschokolade, dezent brennende Tannine im Abgang.

Die Zedernnote spricht für Bordeaux, die ruppigen Tannine und die Bitterschokolade etwas dagegen. Dass das ein Österreicher sein könnte, darauf kommt niemand – was für den Wein spricht oder auch nicht? Jedenfalls guter Bordeauxklone

 

6

Bonneau, Reserve des Celestins, Chateauneuf zu Pape

93

89

93

275

 

 

Helles Granat, harzige Note. Mittlerer Körper, wenig Frucht, etwas Säure, intensivste Tannine im Abgang.

Schmeckt wie ein gut gereifter 90iger Barbaresco – nur so was ist nicht auf der Liste. Also beginnt das Herumraten. Ist das ev. doch der nicht so optimale Burgunder oder wieder der kaputte Redigaffi? Schmeckt ja nicht schlecht, ist aber eindeutig eine vorzeitig gealterte Flasche. Dass es dann der Chateauneuf ist, ist eher eine Überraschung. Und wenn man dann die internationalen Kritiken nachliest, hat man den Eindruck, in einem Parallel-Universum zu leben

 

7

Tua Rita, Redigaffi, Bolgheri

93

94

93

280

 

 

Dunkles Rubin, heller Rand. Etwas grün-holzige Nase, mittlerer Körper, herb dunkelsüß im Geschmack. Leichte Zedernholznote, sanfte glatte Tannine. Könnte ein Lagenwein von Guigal sein, so etwas ist aber nicht auf der Liste. Zedernholz deutet auf Bordeaux, die Glätte spricht dagegen. Ein überraschend gut gelungener Roussillon? Nein, es ist der Redigaffi, der diesmal so schmeckt, wie er an sich schmecken sollte – eine unerwartete positive Überraschung

 

8

Lynch Bages, Pauillac

92

92

90

274

 

 

Dunkles Rubin, fette üppige Nase. Mittlerer Körper, etwas neutral im Geschmack, neutral bis uninteressant, Spur Tannine im Abgang.

Außer Herumraten nichts gewesen – ist es der Österreicher, der etwas schwächelt oder doch der Redigaffi? Keine Ahnung. Dass das dann der Bordeaux ist, ist eher enttäuschend für den so hoch gelobten Jahrgang 2000. Typizität ist im Bordeaux sowieso immer fragwürdig, da alle Welt versucht, diesen Weintyp nachzumachen – aber so was von nicht typisch ist schon wieder gekonnt

 

 

 

Teilnehmer: Burkhard, Kurt, Nastl

 

„Erkannte“ Weine: Ein Fiasko (Frage ist nur, ob für uns oder für die Weine) - Burkhard 0 (Gesamtstand damit 11), Kurt 1 (Gesamtstand damit 12), Nastl 1 (Gesamtstand damit 10)

 

Essen: Kürbiscremesuppe, Ravioli, Beaufort („neu entdeckter” Hartkäse aus Savoyen – köstlich), Trüffeltorte von Fruth

 

Gesamteindruck: Mit Ausnahme vom Negly hat wieder einmal kein einziger Wein so geschmeckt, wie er schmecken sollte – ev. hat auch die generell etwas zu hohe Temperatur der Weine eine Rolle gespielt, auch große Rotweine sollten mit nicht mehr als 16°C auf den Tisch kommen. Die Anmerkungen über die Identität der Weine stammen aus der Diskussion nach dem Aufdecken der Flaschen und spiegeln etwas unsere Frustration über die niedrige Trefferquote beim Identifizieren der Weine wider. Bemerkenswert scheint immerhin, dass wir bei unseren falschen Tipps meist einhelliger Meinung waren, was ev. schon auch etwas über die Weine aussagt

 

Organisatorisches: Zum Novembertermin gibt es eine Auswahl von JG 2000 Weinen mit hoher Typizität bzw. deutlicher Handschrift des Winzers, die ein Erkennen zum Kinderspiel machen sollte:

Burgund – Chevillon Les St. Georges

Bordeaux – Leoville-Barton

Australien – Torbreck Descendent

Österreich – Triebaumer Mariental (hatten wir schon einmal, aber ich wüsste nicht, welcher anderer österr. Rotwein hoher Qualität mehr Anspruch auf Typizität hätte). Als Gegenbeispiel könnte man Bayer In Signo Tauris nehmen als Prototyp eines monströsen Pinot Noirs fern jeder Sortentypizität, aber aufgrund seines absurden Ausbaus von hohem Wiedererkennungswert

Rhone Nord – Chave Hermitage

Rhone Süd – Pegau Reservee

Südfrankreich – was ist da schon typisch? Als Produzent sicher Negly mit seinen Lagenweinen (hatten wir schon, Wiederholung daher überflüssig), Le Cedre wäre ev. sehr typisch für Cahors, JG 2000 aber leider nicht verfügbar

Piemont - JG 2000 wenig bis nichts im Keller, ev. Mascarello Barolo? Hatten wir schon, aber Wiederholung kann nicht schaden

Toskana - ? JG 2000 wenig bis nichts im Keller,  Terriccio Lupicaia ist wohl nicht wirklich typisch für die Toskana

Portugal - ? JG 2000 nichts im Keller, Quinta do Vale Meao wäre perfekt gewesen

Ev. werden es halt weniger als 8 Weine.

 

2010-10-19/Schriftführer e.h.