19.-22. September 2013: Weinreise Toro

Do 19.6.

 

Donnerstag früh um 6:55 Flug mit Iberia nach Madrid, Übernahme Mietwagen

Fahrt nach Madrid ins Hotel Palacio San Martín

Spaziergang in der Umgebung des Hotels, Besuch der Markthalle samt Verkostung einiger Ostra Plana (flache Austern = Belon) und dann Einkehr in einem einfachen Restaurant in der Nähe vom Plaza Mayor auf eine einfache Jause mit Schinken und Käse. Erste Verkostung eines Toro Weines:

 

2001 Farina, Gran Colegiata, Reserva: Nicht sehr üppig und eher weich, gut zu Schinken und Käse. 3

Besuch Museum Prado vor dem Ansturm um 18 Uhr, denn da ist dann freier Eintritt

Dann geht es zu Fuß Richtung Restaurant mit einem kurzen Zwischenstopp für eine Flasche Cava:

 

2007 Juvé y Camps Reserva: Zu Mandeln und Oliven trinkbar, sonst eher nicht. 4

Um 21 Uhr sind wir im Restaurant Ramon Freixa – sehr kleines Restaurant in einem Hotel, sehr angenehm, gutes Service und exzellentes Essen, sicher eines der besten (wenn nicht das bisher beste) unserer Weinreisen

Die Präsentation ist extrem aufwändig – das ist nicht das gesamte Menü, sondern nur ein Gang, der wie alle anderen Gänge auf mehreren Tellern, Tassen, Platten etc. serviert wurde

Das war das Menü, zu dem dann noch diverse Starter und das Dessert gekommen sind

Der Sommelier hat uns erklärt, dass es keine weißen DO Toro Weine gibt (wie sich später herausstellt, ist das aber falsch), daher wählen wir einen Rueda aus:

 

2009 Shaya Habis, Verdejo: Einfacher Weißwein, nett zu trinken, aber nichts Besonderes. 3-4

Jetzt zu den Toro-Weinen:

 

2009 Jaime Suarez Pardo, Quinola Garage Wine: Voll und dicht, schwarze Optik, samtig, feste Tannine im Abgang. 2

 

2007 Telmo Rodriguez, Pago la Jara: Seidig und glatt, könnte ein Guigalwein sein, im Abgang dennoch nachhaltig.s 2

Fr 20.9.

 

Gut gelaunt beim einfachen Frühstück in Madrid in einem Cafe um die Ecke

Fahrt nach Toro – Überwiegend Autobahn, problemlose Fahrt. Ankunft um die Mittagszeit.

 

Unser Hotel Palacio Rejadorada liegt ganz nahe der Altstadt von Toro, also ideal. Noch idealer ist, dass die beiden vorgebuchten Restaurants unmittelbar neben bzw. sogar im Hotel liegen

Auf zu einem ersten Spaziergang in der Altstadt – man beachte die Silhouette: Das Abendessen gestern war doch etwas üppig

Reges Treiben auf der „Flaniermeile“

Erste Besuche in Vinotheken

Colegiata de Santa María la Mayor

 

Ausblick auf den Duero – es geht hier relativ steil zum Fluss hinunter, aber das ist nur hier an der Biegung so, ansonsten ist hier das Duerotal eher flach

Kleiner Lunch in einem Restaurant an der Flaniermeile von Toro. Das Essen ist urig und von erträglicher Qualität. Hier haben wir dann auch gelernt, dass es sehr wohl DO Toro Weißweine gibt.

 

Getrunken haben wir:

 

2012 Cermeno, Malvasier: Hell und süffig, nett – aber das ist es auch. 3

Kleine Ruhepause

Dann auf ins Weingebiet – zuerst geht es an ein paar Weingütern vorbei, die nicht einmal beschriftet sind und damit signalisieren, dass sie keine Besucher wollen. Dann kommen wir zum Weingut Piedra, das Besucher willkommen heißt.

 

Hier sehen wir das Privatanwesen des Besitzer (reicher Rechtsanwalt aus Schottland, der auf den Caymans aktiv ist und anscheinend jede Menge Geld hat). Darunter ist dann gleich einer der Weingärten, die mit traditionellen niedrigen Weinstöcken bestückt sind

Die Triebe liegen am Boden auf – ein für uns ungewöhnlicher Anblick. Der Boden ist auch so karg, dass hier die Reblaus nicht Fuß gefasst hat – daher stehen diese Reben auf den eigenen Wurzelstöcken und sind teilweise auch sehr alt

Hier wurde an nichts gespart – neues Gebäude, blitzblanke Gärtanks

… und eine Unmenge neuer Barriques

Und das ist die Linie der Rotweine:

 

2012 Piedra, Azul: Violett in der Farbe, grün im Geschmack. 4

 

2008 Piedra, Roja: Dezent holzige Nase und vordergründig holzig im Geschmack. 3-4

 

2005 Piedra, Seleccion: Bereits etwas interessanter, gute Struktur, Genussfaktor etwas unterentwickelt. 3

 

2002 Piedra, Paredinas: Elegant und seidig, Spur glatt, sicher guter Wein, aber auch hier kommt der Genussfaktor etwas zu kurz. 2-3

 

Zwar im Bild – aber den Pride Paredinas aus einem besonders gelungenen Jahrgang (2007?) konnten wir nicht verkosten

Unser Führer von Piedra hat uns darauf hingewiesen, dass es im Toro eher unüblich ist, dass Gäste auf Weingütern willkommen sind, aber wir versuchen es auf gut Glück beim nächsten Weingut Quietud und haben unwahrscheinliches Glück: Eine Gruppe aus Skandinavien hat eine Führung gebucht und wir platzen da zufällig hinein und können teilnehmen

Die Ausstattung ist hier im Vergleich zu Piedra deutlich bescheidener – für ein Weingut mit 32 ha aber sicher ausreichend

Auch der Raum mit den Barriques ist deutlich kleiner

Abschließende Weinverkostung inklusive einer Jause von sehr guter Qualität mit Tortilla, Käse, Schinken, Würste …

Speziell die Tortilla war sehr gut

Und das waren die Weine von Quietud:

 

2010 Quietud, Corral de Campanas: Etwas fruchtig, aber sehr ausgewogen und samtig. 2-3

 

2008 Quietud: Quinta Quietud: Sehr harte und etwas bittere Eiche, macht keine Freude. 3-4

 

2008 Quietud, La Mula de la Quietud: Überreif und dicht, Vintage Port Anmutung, Spur zu üppig. 2-3

 

2012 Quietud, Dolce de Quietud: An sich nicht viel mehr als süß, aber in Kombination mit hartem Schafkäse nicht übel. 3

Dann zurück nach Toro und kurze Rast mit Kaffee und Zigarillo

Am Abend dann in das Restaurant „La Viuda Rica“ (reiche Witwe) – wir bestellen wieder das Menü des Hauses und widmen uns der Weinkarte.

 

Da war die Welt noch in Ordnung – während des Essens ist uns aber die gute Laune etwas abhanden gekommen, denn die einzelnen Gänge waren überwiegend nicht ansprechend und Kurt und ich haben das meiste stehen lassen. Vielleicht hat auch eine Rolle gespielt, dass wir am Nachmittag bei Quietud eine so tolle Jause bekommen haben

Neben dem gatschigen Spargel das grausigste Gericht: Filetsteak gefüllt mit Gänseleber

2012 Tres Lunas, Verdejo, Rueda: Einfacher Wein auf dem Niveau eines Welschrieslings. Burkhard war aber ganz angetan. 3-4

 

Versuch mit einem Weißwein, der im Barrique vergoren und aus 130-jährigen Rebstöcken produziert wurde:

 

2009 Terna, Vinas Viejas Verdejo, Rueda: Etwas mehr Körper, runder und voller. 3

 

Und jetzt zu den Rotweinen:

 

2007 Vetus: Eiche deutlich spürbar, eher schlank, ist OK, macht aber wenig Freude. 3

 

Auf Vorschlag von Burkhard noch eine weitere Flasche:

 

2005 Elias Mora (Dos Victorias), 2V Premium: Dicht, dunkel und voll, brutale Tannine, mächtiger Wein. 2

 

Es ist angenehm, dass wir nur ein paar Schritte zu unserem Hotel haben.

Kurt und ich machen aber vorher noch einen kurzen Nachtspaziergang.

Sa 21.9.

 

Blick in der Früh aus dem Hotelzimmer – blauer Himmel und im Westen steht der noch immer recht volle Mond

Heute ist der Tag für unser mittlerweile traditionelles Picknick.

Wir kaufen beim Weingut des Hotels eine Flasche Wein mit Gläsern und bei diversen lokalen Geschäften Käse, Schinken, Tomaten, Oliven, Schokolade, Weintrauben, Nektarinen … Mmmh.

 

In der Biegung des Duero gibt es an der Ponte Romano einen Picknickplatz – zwar nicht sehr ansprechend, weil jede Menge Müll herumliegt, aber es ist halbwegs gemütlich und es schmeckt uns ausgezeichnet.

 

2008 Rejadorada, Bravo: Dicht, dunkel, fruchtige Säure. Perfekter Wein fürs Picknick. 2-3

Danach noch auf einen Espresso an der Bar gleich in der Nähe

Vor einer weiteren Fahrt in das Weingebiet ein kurzer Spazierbang über die Ponte Romano – tolles Bauwerk mit schönem Blick auf das höher gelegene Toro

Auf Richtung Valdefinjas zu den Weingütern Numanthia und Teso La Monja – alles menschenleer.

 

Interessant immerhin die hier eher anzutreffende modernere Erziehung der Rebstöcke mit Drähten und Bewässerung.

Aber auch die kleineren Weingüter in dieser Region sind fest verschlossen.

 

Aber hier können wir immerhin eines der vielen Rätsel bei den Bezeichnungen und Eigentümern der Weingüter lösen: Cyan und Finca Calera sind ident bzw. gehören zusammen

Das ist neu: Vogelscheuchen im Weingarten

Die Weingärten sind entgegen den Gepflogenheiten in anderen Weinregionen nicht gekennzeichnet – daher können wir nur vermuten, dass dieses Musterbeispiel von einem gepflegten Weingarten entweder Numanthia oder Teso La Monja gehört

Doch noch erfolgreich – das Weingut Divina Proportion ist offen für Besucher bzw. ist gleich als halber Gasthausbetrieb mit voller Küche (also für Massenbetrieb) eingerichtet.

 

Die umliegenden  Weingärten sind zwar neu gepflanzt und lassen nichts Gutes erwarten, das Sitzen vor der Bodega im Schatten ist aber recht angenehm und die Weine sind nicht so schrecklich wie befürchtet

Bei der Namensgebung für die Weine scheint jedenfalls ein Witzbold am Werk zu sein:

 

2010 Divina Proportion, Madremia: Nicht übel, aber auch nicht überzeugend. 3-4

 

2010 Divina Proportion, Encomienda: Etwas schlanker, wieder deutliche Primärfrucht kombiniert mit Holz, im Abgang etwas dünn und bitter. 3-4

 

2010 Divina Proportion, Abracadabra: Mehr Holz, aber auch mehr Frucht und etwas Säure. Besser, als der blöde Name erwarten lässt. 3

 

 

 

Dann zurück zum Hotel für eine kurze Siesta, danach nochmals in die Altstadt um das Treiben der Bevölkerung zu beobachten

Zwischendurch kurz Stopp bei der "reichen Witwe" um 2007 Teso la Monja, Alabaster zu verkosten: Elegant und eher weich und glatt Richtung Guigal.

 

Dann um 21 Uhr ins Restaurant Alabarda im Hotel

 

 

Dort erwartet uns eine böse Überraschung - Wechsel des Betreibers und in Folge mickriges Weinangebot. Frustriert streifen wir durch die Altstadt, um was Passendes zu finden, aber ohne Erfolg

 

Also nochmals zur Witwe, aber diesmal kein Menü, sondern nur Steaks, die uns ausgezeichnet schmecken

Dazu haben wir folgende Weine getrunken:

 

2009 Bendito, Titan: Zwar nicht so brutal wie in der Erinnerung, aber doch eher heftig mit leicht süßlich fruchtiger Note. 3

 

2007 Pintia: Erfreulich nüchtern mit sehr guter Struktur. 2

 

2007 Quietud, La Mula: Etwas brandig und fruchtig süß. 3-4

 

2010 Quietud, Corral de Campanas: Erfreulich schlank und dezent fruchtig - macht Freude. 2-3

Die spontane Bewertung ist zwar wieder sehr gut, aber von diesem Wein wird interessanterweise sehr wenig getrunken – er ist ev. etwas zu fruchtig als Begleitung zum Steak.

 

Wieder auf Vorschlag von Burkhard:

2007 Vinaguarena, Pictor: Elegant, seidig und dezent fruchtig. Nachhaltiger Abgang. Passt exzellent zum Steak. 2

 

Für heute reichts dann – zurück ins Hotel

So 22.9.

 

Den Sonntag legen wir ruhig an – Weingüter besuchen macht wenig Sinn, da wahrscheinlich alle zu sind und wir haben auch wenig Lust, weitere Weine zu verkosten.

 

Daher ein Abstecher zur Monasterio del  Escorial mit Besichtigung des riesigen Gebäudekomplexes mit seinen diversen Ausstellungen

Im Ort San Lorenzo de El Escorial kehren wir dann noch auf einen kleinen Lunch ein. Viel Lust auf Wein haben wir ja nicht mehr und das Angebot aus dem Toro lässt zu wünschen übrig, daher wählen wir einen Wein aus Castilia y Leon

 

 

2006 Mauro: Wirkt etwas abgehangen, Spur animalische Note, eher weich, zum Essen ganz angenehm. 3

Dann zurück zum Flughafen, Rückgabe des Mietautos und um 20 Uhr Abflug nach Wien. Bei der Ankunft ist es ca. 23:30 und allgemeine Ermüdung macht sich breit

 

Gesamteindruck: Wieder sehr interessante Weinreise mit hohem Wissenszuwachs beginnend schon bei der Vorbereitung. Die Weine sind sehr dicht und mächtig und teilweise brutal ausgebaut – auf Dauer vielleicht etwas anstrengend. Interessante Weißweine waren diesmal keine dabei. Neu war die Erfahrung mit den vielen an Besuchern nicht interessierten Weingütern – für die nächsten Weinreisen wäre daher doch überlegenswert, vorweg Termine zu vereinbaren. Interessant dabei aber auch der Gegensatz, dass einzelne Weingüter sehr an Besuchern interessiert waren und teilweise sogar eine Art Gasthausbetrieb geboten haben wie z.B Divina Proportion. Bezüglich Vermarktung der Weine ist aufgefallen, dass bei der Namensgebung teilweise obskure Ideen dominieren und Weingartenlagen anscheinend keine Rolle spielen. Hoch interessant auch die traditionellen Weingärten mit den niedrigen Rebstöcken mit den am Boden liegenden Trieben. Relativ hoch scheint im Toro der Anteil der nicht alteingesessenen lokalen Produzenten, die das Potential des Toro als nationale oder internationale Unternehmen nützen, um ihr Angebot um mächtige Weine zu erweitern