20.-23. September 2018: Weinreise Bandol

20.9. Abflug Wien nach Nizza 12:40 mit verspäteter Ankunft gegen 14:40 Uhr.

Flug ohne besondere Vorfälle, wenn man davon absieht, dass sich Kurt den Tomatensaft über die Hose schüttet.

 

Nach der Ankunft in Nizza die übliche Warterei auf das Gepäck und den Mietwagen und dann knapp 2 Stunden Fahrt nach Bandol – nach diesem Ort ist das gleichnamige winzige Weinbaugebiet Bandol benannt

 

 

Schaut aus wie ein Panzer, ist aber unser Mietwagen

Bandol ist nicht ganz die idyllische Kleinstadt wie erhofft - eher ein bereits etwas heruntergekommener Massen-Urlaubsort der Franzosen. Die an sich schöne Küste ist komplett verbaut und der Ort wirkt insgesamt leicht unentspannt.

 

Wir logieren im Hotel Le Provencal: Zimmer OK, Frühstück OK, Hafennähe.

 

 

Als erstes ist einmal ein Pastis fällig

Am Abend sind wir im Restaurant Hostellerie Berard in La Cadiere d‘Azur: Exzellentes Essen, eher moderate Weinkarte, aber gute Vertikale von Tempier

 

2017 Pibarnon, Bandol blanc: Helles Gelb, unauffällige Nase, dezente Säure, eher g'schmackig#3

2008 Tempier, Cabassaou, Bandol rouge: Violetter Rand, Hauch von Pferdepisse, dicht und dunkel, samtiger Abgang#2-3

1984 Pibarnon, Bandol rouge: Wässriger Rand, Hauch von Holzkohle, schlank und seidig#2-3

 

Am nächsten Tage geht es etwas ins Hinterland nach Castellet. Entgegen den Erwartungen liegen die Weingärten meist in den Ebenen und sind eher flach

 

 

Wir besuchen das Maison Vins de Bandol: Verschiedene Weiß/Rosé/Rotwein werden verkostet, nichts von besonderem Interesse dabei.

 

Aber wir bekommen Tipps, welche Weingüter außer den ohnehin bekannten wie Pibarnon, Pradeaux und Tempier einen Besuch wert sind

 

Weingarten in der Nähe – alte Rebstöcke, eher nieder gehalten, aber anscheinend wird trotzdem maschinell geerntet

Eines der Weingüter, das wir dann besuchen:

La Suffrene.

 

2014 Standardcuvée und Les Lauves verkostet, beide gut trinkbar, aber La Lauves deutlich mächtiger.

 

Dann noch den 2003er Lauves in sehr guter Verfassung. Nehmen eine Flasche für das geplante Picknick mit.

Mittagessen im Restaurant Regain in La Cadiere d‘Azur: Regionale Küche, Versuch mit Andouillette - immerhin essbar

 

2017 Bastide Blanche, Bandol blanc: Grün und grasig#4

 

Domaine Gros Noré: Bauen gerade um und sind voll im Erntestress - keine Verkostung möglich

 

Rückfahrt ins Hotel via Saint Cyr sur Mer: Liegt zwar direkt am Meer in einer wunderschönen Bucht, der Ort selbst ist aber wenig ansprechend

 

Am Abend in das Restaurant La Villa Madie in Cassis: Tolle Lage mit Terrasse über Meeresbucht. Sehr gute Küche und umfangreiche Weinkarte. Service freundlich aber nicht perfekt

 

2015 Bagnol, Cassis blanc: Leichte Zitrusnoten und guter Körper, Marsanne macht sich bemerkbar#2-3

 

2003 Terrebrune, Bandol: Etwas ausgezehrt, Körper und Frucht haben sich ins Depot verabschiedet#3-4

 

Die Abendstimmung ist auch nicht ohne

Am nächsten Tag wieder nach Castellet und La Cadiere d’Azur, um für das Picknick einzukaufen

Picknickplätze sind in dieser Gegend rar – wir finden einen nahe einer Nebenstraße. Nicht gerade idyllisch, aber wir haben Tisch und Bänke plus Schatten. Paradeiser, Radieschen, Birnen, Salami, Schinken, Pastete, Käse und natürlich Baguette. Zur Nachspeise gibt es eine Zitronentarte. Dazu ganz brauchbare Weine:

 

2017 Saint Anne, Bandol blanc: Vielleicht eine Spur voller als der Bandol-Durchschnitt, aber nicht wirklich überzeugend #3

 

2003 Suffrene, Les Lauves, Bandol: Leichte Altersnoten mit Spur Depot, aber durchaus in guter Form, Körper, Frucht und Tannine noch voll da#2-3

Am Nachmittag besuchen wir noch die Weingüter Pradeaux (schaut so schäbig aus, dass wir gleich wieder fahren) und Terrebrune. Dort kosten wir ein paar Weine:

2015 Terrebrune, Bandol rouge: Wirkt etwas grün, eher dünn und Spur säuerlich#3-4

2013 Terrebrune, Bandol rouge: Wirkt deutlich reifer und ansprechender, macht Freude #3

2008 Terrebrune, Bandol rouge: Schon deutlich abgerundet, aber mit vollem Körper, etwas Frucht und samtigen Tannine recht ansprechend #2-3

Die Idealvorstellung von Weingärten mit Blick aufs Meer ist offensichtlich unrealistisch und wir lassen es gut sein.

 

In Saint Cyr sur Mer kehren wir daher in ein Standcafe ein, dann geht es zurück nach Bandol

Am Abend geht es dann in das Restaurant La Table de Nans in Ciotat, das wieder direkt an der Küste liegt: Ausgezeichnete Küche mit klarer Linie - beste Materialien mit wenig Beiwerk. Lamm sensationell gut. Lediglich Käse etwas schwach. Weinkarte eher bescheiden

2016 Clos Madelaine, Bel Arme, Cassis blanc: Mit 60% Marsanne auf der leicht üppigen Seite. Gutes Match mit Meeresfrüchten, auch mit Hummer#3

2012 La Begude, La Brulade, Bandol: Dicht mit moderatem Stinkerl, kein so gutes Match mit Lamm, besser mit Käse#3

Am Sonntag geht es dann gemächlich und überwiegend auf Landstraßen zurück Richtung Nizza.

 

Zwischendurch kehren wir noch einmal auf einen Kaffee in ein Standlokal ein.

 

Rückflug von Nizza nach Wien dann wieder etwas verspätet, aber ohne besondere Vorkommnisse, wenn man von dem elenden Warten auf das Gepäck absieht

Resümee: Schöne und interessante Weinreise, Restaurants exzellent, sogar das Essen am dritten Abend hat uns immer noch sehr gut geschmeckt, was keineswegs die Regel ist. Große Weinentdeckungen waren nicht dabei, der Ort Bandol und seine Umgebung deutlich weniger idyllisch als erhofft, von Weingärten direkt am Meer kann keine Rede sein. So klein das Weingebiet ist – es gibt doch 60 Weingüter, die meisten davon aber außerhalb Frankreichs eher unbekannt. Ein bemerkenswertes Detail: Bei den Rotweinen gibt es fast in allen Weingütern alte Jahrgänge zu kaufen, das ist uns bisher noch nirgends untergekommen. Die Weiß- und Roséweine werden dagegen sehr jung getrunken, sind aber überwiegend eher uninteressant und nur als Essensbegleiter geeignet