19.-22. September 2024: Weinreise Valencia

Do 19. Nach anfänglichen Wirren mit der Zugsverbindung zum Flughafen problemloser Flug nach Valencia. Nach der Ankunft gestaltet sich die Übernahme des Mietwagens etwas kompliziert. Shuttle zu Mietwagenfirma außerhalb des Flughafens notwendig. Dessen Haltestelle muss erst einmal gefunden werden.

Das Wetter lässt sich eher trüb an

Nach der Übernahme des Mietautos (diesmal ist es ein Renault) Irrfahrt durch die Stadt zum Hotel, vor dem man nicht direkt davor stehen bleiben kann. Dann Umweg zu einer nahe gelegenen Garage und dann kurzer Fußweg zum Hotel

Nach dem Einchecken im Hotel One Shot Colin 46 besuchen wir den Mercado und dann eine Tapas Bar neben dem Mercado. Nur ein einziger Bobal auf der Karte, aber die ist gleich voll in Ordnung:

 

2018 Dominio de la Vega, Bobal en Calma, Utiel-Requena: Dicht und dunkel, samtige Nase, dunkelfruchtig samtiger Abgang. Spur ruppig, sonst Recht zufriedenstellend #3

 

Dann noch einen Spaziergang durch die Altstadt und danach Ruhepause im Hotel.

Wir sind ein paar Minuten zu früh dran und müssen warten, bis das Lokal geöffnet wird

Sehr interessante Küche mit Fokus auf lokalen Produkten (Gemüse, Fisch, Meeresfrüchte) mit durchgehendem Touch mit Honig. Saucen und Schäumchen exzellent. Weine von Mustiguillo sehr gut, sonst Auswahl an lokalen Weinen eher moderat. Service kompetent (wenn auch teilweise etwas unbeholfen mit schlechten Englischkenntnissen) und aufmerksam.

 

Getrunken haben wir:

 

2018 Mustiguillo, Finca Calvestra Brut Nature, (Merseguera, Chardonnay): Goldgelb, moderat prickelnd, leicht cremig, sehr ansprechend #2-3

 

2019 Mustiguillo, Finca Calvestra Margas (Merseguera): Hell, flach, wenig Frucht, wenig Säure, langer Abgang #3-4

 

2019 Mustiguillo, Quincha Corral  (Bobal): Genau in der Mitte zwischen Ponce und Sexto Elemento. Helles Rubin, transparent, sehr sauber, moderat fruchtig, sehr gut ausgewogen, nahezu elegant, fein samtiger Abgang #2-3

 

Was Neues gelernt: Cava ist eine DO Bezeichnung für Espumosos aus bestimmten Regionen, insbesondere rund um Barcelona und Espumosos sind alle anderen. Ist allerdings kein Qualitätsmerkmal

Kleines Hoppala beim Kaffeetrinken

Freitag 20.

 

Frühstück in Cafe in der Nähe des Hotels, dann mit dem Auto auf Richtung Utiel-Requena.

 

Besuch bei der Bodega Vegalfaro: Nur Damen im Büro, alle anderen bei der Lese. Eine öffnet uns doch den Verkostungsraum.

 

2021 Vegalfaro, Caprasia, Bobal Ánfora, Utiel-Requena: Dicht und dunkel mit schwarzer Frucht. Im Abgang etwas herb #3

Es sind zwar anscheinend alle anderen in den Weingärten unterwegs, aber die Reben unmittelbar neben der Bodega hängen noch dran

Dann Versuch bei Mustiguillo: Hilflose junge Dame allein zu Haus. Keine Verkostung möglich

Auf gut Glück versuchen wir es bei der Bodega Sexto Elemento, einem sehr kleinen Betrieb mit einem sehr engagierten Winzer, der zufällig wirklich gerade vor Ort war.

 

Verkostung von Traubensaft (Moscato, Graciana) in Gärung. Dann kosten wir einen jungen Weißwein gerade vor Abfüllung.

Danach noch einen 2022 Sexto Elemento aus dem Barrique: Dicht und dunkel, noch etwas holzig. #3.

 

 

Wir verbleiben so, dass er Weine auch direkt an uns versenden würde.

Zu Mittag vergebliche Versuche in Utiel ein brauchbares Restaurant zu finden - kulinarische Wüste.

 

Weiterer Versuch mit Weingut Vera Estenas mit Hotel und angeblich Restaurant. Merkwürdige Zufahrt über Schotterpiste. Menü müsste aber mehrere Tage im Vorhinein bestellt werden. Verkostung auch nicht möglich, da voller Betrieb. Wir kriegen aber Restaurantempfehlungen für Utiel. Es bleibt aber beim Fiasko - auch diese Lokale alle geschlossen.

 

Danach fahren wir zur Bodega Bruno Marciano: Gerade Kellerarbeiten, um 17 Uhr ist Termin mit Verkostung möglich.

 

Wir versuchen zwischenzeitlich einen Besuch der Finca San Blas: Nach Irrfahrt über Schotterpiste landen wir vor einem verschlossenen Tor ohne Möglichkeit eines Kontakts. Telefon wird nicht beantwortet.

 

 

Dann machen wir Pause in einem Cafe an einer Durchzugsstraße in Requena und fahren dann wieder zu Bruno Marciano.

 

Sehr freundliche und informative Verkostung. Fünf verschiedene Bobals aus verschiedenen Weingärten, aus unterschiedlich schweren Trauben und unterschiedlich ausgebaut (6, 9, 12, 18 und 24 Monate im 600 Liter Fässern).

 

Parajes de Cabriel 2022: Eher hell und leicht, sehr schlank #3-4

 

Cambio de Tercio 2023: Ebenfalls sehr hell und schlank, aber etwas fester. Geht in Richtung einfacher Burgunder #3

 

L'Alegria 2023: Etwas dunkler und dichter, etwas säurelastig #3-4

 

El Sueño del Bruno 2022: Kräftiges Rubin, saubere Nase, mittlerer Körper, samtiger Abgang #3

 

Da Bruna 2020: Wieder etwas heller und schlanker, aber massive Struktur und sehr langer Abgang. Großer Wein mit nur rund 600 Flaschen pro Jahrgang #2-3

 

Bruno Marciano wäre auch bereit, uns Flaschen direkt zu schicken, weist aber auf die hohen Transportkosten hin.

 

Bruno verspricht uns auch noch einen Tipp für ein empfehlenswertes Restaurant in der Region, kommt aber nicht

Am Abend zu Fuß (nur ein paar Minuten) zum Restaurant El Poblet.

 

Alle Gänge extrem kompliziert aber nur moderat ansprechend. Zwei Michelinsterne scheinen schon ein hartes Brot zu sein.

 

Auswahl an lokalen Weinen unbefriedigend.

 

Kleine Überraschung zum Schluss: Eine Art Schokomousse-Törtchen mit einer brennenden Kerze kommt auf den Tisch – weiß da jemand, dass Burkhard heute Geburtstag hat?

 

Getrunken haben wir:

 

2019 Pago de Tharsys, X Brut Nature Gran Reserva, Cava, Xarel.lo: Sehr schlank und erfrischend, ausgezeichnet #2

 

2021 Javi Revert, Micalet: Parfümierte Nase, Spur üppig, guter Abgang. Potentieller Begleiter zu Jansons Versuchung #3-4

 

2012 Mustiguillo, La Terrerazo, Bobal: Moderate Altersnoten, etwas alkoholsüß #3.

 

 

Samstag 21.

 

Am nächsten Morgen wieder Frühstück im Cafe. Dann bei Starkregen Abfahrt Richtung Requena, Wetter wird nach einer halben Stunde aber deutlich besser.

 

Besuch Weingut Pago de Tharsys: Vom vermeintlichem Restaurant kann keine Rede sein, aber immerhin ist Verkostung möglich.

 

Carlota Suria Bobal 2020: Trotz 14,5% Alkohol eher schlank und leicht, angenehmer leicht säuerlicher Tischwein #3

 

Pago de Tharsys Bobal 2020:

Mit "nur" 14% Alkohol etwas fester und dichter. Holz stärker merkbar #3

Chozas Carrascal: Sehr kompetente und freundliche Dame mit guten Englischkenntnissen betreut uns bei der Verkostung.

 

 

Las Dosces 2022: Bobals aus jüngeren Reben, hell und eher schlank. Perfekter Essensbegleiter #3

 

Materia 2020: Sehr dicht und dunkel. Mit 15,5% sehr alkoholisch und eher brandig. Sehr guter Wein, wenn das Brandige nicht stört. Produktionsmenge mit nur rund 1000 Flaschen minimal #3

 

El Cabernet 2018: Reinsortiger Cabernet Franc mit erstaunlichen 15% Alkohol, der eher alkoholsüß wirkt und nicht brandig. Interessanter Wein #2-3.

 

Bereitschaft zum Direktversand ist gegeben, wir kriegen Info über Versandkosten

Merkwürdige aber sehr interessante Kombination mit dunkler Schokolade, Olivenöl und Salz, die als perfekte Begleitung zum Cabernet Franc empfohlen wird

Murviedro Bodega Historica: Sehr touristisch aufgezogen. Hier gäbe es neben historischen Weinkellern im Untergrund gleich 5 verschiedene Bobals zu verkosten, das ist uns eine Spur zu intensiv.

 

Die Fahrt dorthin hat sich aber sehr gelohnt, da wir damit in das alte historische Zentrum von Requena gekommen sind.

 

Wir werden auch Zeuge einer Hochzeit in der alten Kirche

Lunch La Posada de Águeda:

Perfekte Empfehlung von der Dame, die  die Verkostung bei Chozas Carrascal so kompetent gemacht hat.

 

Traditionelles Restaurant mit lokaler Küche sehr guter Qualität (Anchovies zur Vorspeise, Hauptgang Paella und Apfelkuchen zum Dessert), voll besetzt von Einheimischen. Tolle Weinkarte mit über 20 Bobals zur Auswahl. Der Eindruck einer kulinarischen Öde ist damit hinfällig.

 

2019 Novos, Tinto de Luna: Optik eher hell und transparent, sehr fein parfümiertes Bouquet, mittlerer Körper mit ausgezeichneter Struktur, fein samtiger Abgang #2-3

 

Danach Rückfahrt nach Valencia für eine Ruhepause - die Nacht war kurz und die Verkostungen anstrengend (insbesondere der Materia war eine Spur zu alkoholisch).

Am Abend mit dem Taxi zum Restaurant Ricard Camarena. Am dritten Abend ist es immer etwas schwierig, da der Appetit fehlt -

 

Wir haben daher ein kleines Menü genommen, das wir à la carte selbst zusammenstellen konnten. Die Speisen waren allesamt von bester Qualität und das Essen hat großes Vergnügen bereitet. Auch das Service war exzellent und sehr kompetent.

Die Weinkarte allerdings war bezüglich lokaler Weine extrem unbefriedigend, die Auswahl war geradezu lächerlich gering. Der außerhalb der Weinkarte angebotene Bobals war dann im Endeffekt eine Cuvée mit Grenache.

 

NV Vegalfaro, Reserva, Cava: Leicht, frisch, angenehm säuerlich, perfekter Essensbegleiter #2-3

 

2018 Sentencia, Sentencia, 75% Bobal und 25% Grenache: Trotz feiner Schwebstoffe perfekte Optik, transparentes dunkles Rubin, massive Schlieren. Nase etwas holzig, mittlerer Körper, Spur hart und leicht bitter #3-4

Sonntag 22.

 

In der Früh auschecken und ohne Frühstück auf Richtung Flughafen, Mietauto volltanken und retournieren, dann mit dem Shuttle zum Flughafen.

 

Überraschung beim Einchecken am Flughafen (Kurt hat nicht am Vortag online eingecheckt, da sein Handy dafür zu klein ist) - wir sind Standby.

 

Leicht frustriert warten wir das Boarding ab und sind dann natürlich sehr erleichtert als wir schließlich doch noch Plätze im Flieger kriegen.

 

Abflug pünktlich, problemloser Flug, pünktliche Ankunft.

Allgemeiner Eindruck: Das Weinbaugebiet Utiel-Requena scheint landschaftlich nicht sehr ansprechend - alle Weingärten sind eher flach, Hanglagen sind selten. Aber von Valencia nach Requena gibt es eine stete geringe Steigung, die dann in Summe eine Höhenlage von 700-800m ergibt.

Weingärten gibt es jedenfalls in Hülle und Fülle und es ist erkennbar, dass sich hier alles um Wein dreht. Die Region ist im Aufbruch, viele engagierte Winzer sind bemüht, Topweine zu produzieren.

Die Verkostungen bei den Weingütern waren überwiegend sehr interessant - viele Weingüter waren aber auch einfach geschlossen, da alle bei der Lese waren. Etwas frustrierend war allerdings die ungenügende Auswahl an Bobalweinen in der Topgastronomie - dort hat sich anscheinend noch nicht herumgesprochen, dass es mittlerweile weit mehr als 20 lokale Produzenten von tollen Weinen gibt, die die volle Palette von leichten schlanken bis hin zu dichten und festen Weinen abdecken. 

 

Teilnehmer: Burkhard, Kurt und Nastl