Verkostungsprotokoll 9.6.95:
Einige Flaschen Jahrgang 91
Zur Verifikation: La Puy Lacoste 66


Die Auswahl an großen Weinen ist im Jahrgang 1991 eher gering. Im nördlichen Rhonetal wird man noch am ehesten fündig.
Zur Überprüfung einer eher unglaubwürdigen Bewertung in einer der letzten Verkostungen haben wir auch eine Flasche La Puy Lacoste 66 mit in das Programm genommen.

Chambolle-Musigny Les Gras, Rion, Burgund 1991:

Helle durchsichtige Kirsche, schönes Glycerin. Bouquet typisch Burgund, leichtes Gemüse. Gute Struktur, leichte Säure, Tannin al dente. Angenehmer Nachgeschmack. 87 Punkte

Vigna Arborina, Nebbiolo, Altare, Piemont 1991:

Dunkle klare Kirsche, mittleres Glycerin. Bouquet alkoholisch und gemüsig. Geschmack sehr tanninorientiert, heiß. Tannin auch im Nachgeschmack vorherrschend. Lang anhaltend. 89 Punkte

Fonsalette Cuvée Syrah, Reynaud, Rhone 1991:

Schwarze undurchdringliche (aber klare) Kirsche, massives Glycerin. Alkoholisches schwarzbeeriges Bouquet. Leicht geiler Fruchtgeschmack, sehr inteniv. Gutes Tannin. Sehr schöner Abgang, langer Nachgeschmack. 93 Punkte

Cote Rotie, Jamet, Rhone 1991:

Dunkle klare Kirsche, massives Glycerin. Schwere Schwarzkirsche im Bouquet. Wilde Frucht, Kirsche und Weichsel. Im Abgang leichte Säure, dann Tannin. 95 Punkte

Grand Puy Lacoste, Pauillac 1966:

Klares Granat, leichter Ziegelton. Dünnes unfruchtiges Bouquet, feiner Körper. Im Abgang leicht dünn und bitter. 83 Punkte

Essen:

Vorspeise: Artischocken mit sanfter Vinaigrette - gut passend zum Burgunder
Hauptgericht: Gut abgelegenes Beiried mit schönem Fettrand (gut passend zum herben Nebbiolo von Altare), scharf angebraten in heißem Öl, in Pfeffersauce und mit gratinierten Kartoffeln
Nachspeise: Crème brulée von der eher geilen Art

Fazit:

Auch 1991 sind gute Gewächse zu finden, wenn man sich Mühe gibt - die Auswahl ist allerdings begrenzt. Die beiden Rhoneweine waren jedenfalls beeindruckend. Der Nebbiolo von Altare könnte sich ebenfalls noch sehr gut entwickeln - er hat jedenfalls einiges an Tannin abzubauen. Auch der Burgunder scheint akzeptabel, wenn man davon absieht, daß es der teuerste Wein unter den 91ern war.
Eine negative Enttäuschung war der Puy Lacoste 66, den wir im Rahmen einer 66er Bordeaux-Verkostung sehr gut bewertet hatten (siehe Protokoll vom 28.1.95), obwohl wir aus der Literatur die eher magere Bewertung anderer Weinexperten kannten. Damit zeigt sich eindrucksvoll, wie sehr Ambiente und Aufbau das Ergebnis einer Weinverkostung bestimmen können. Was man aber auch durchaus positiv bewerten kann: Wenn das Rundherum stimmt, kann auch eine mittelmäßige Flasche große Freude bereiten.
Teilnehmer: Kurt Ertlbauer, Gert Keller, Wilfried Knapp, Veit Ludwig.