Institut für vergleichende Weinverkostungen - Studienreise 2003:

Donnerstag, 16. Oktober: Flug OS3407 Wien-Lyon, Abflug 17:40, Ankunft einigermaßen pünktlich um 19:30. Mit den Mietauto ca. 30km nach Vienne südlich von Lyon in das Hotel/Restaurant La Pyramide. Da wir für 21 Uhr angemeldet waren, war die Anreise stressfrei.


La Pyramide ist ein sehr gutes Restaurant (2 Michelin Sterne) und ein kleines nettes Hotel mit 20 sehr gut ausgestatteten Zimmern - gediegenes Haus, sehr empfehlenswert.

Wir nahmen das Menü "decouverte", haben uns also völlig in die Hände des Küchenchefs begeben und haben es nicht bereut. Die Weinkarte ist umfangreich und interessant. Zum Menü haben wir uns für folgende Weine entschieden:

Freitag, 17. Oktober: Ca. 70km Autofahrt nach Mauve zu einer Besichtigung des Weingutes Chave in Mauves (Hermitage) – es liegt völlig unauffällig an der alten Durchzugsstraße mitten im Ort.

Empfangen wurden wir von Jean-Louis Chave und die Besichtigung war höchst interessant. Wir konnten sowohl den roten als auch den weißen Hermitage aus verschiedenen Fässern getrennt nach unterschiedlichen Lagen des Jahrganges 2002 und die drei vorläufigen Cuvées des Jahrganges 2001 vor der endgültigen Assemblierung verkosten. Wir lernten dabei unter anderem, dass die verschiedenen Lagen Chaves bei allen Jahrgangsunterschieden jedes Jahr spezifische Charakteristiken aufweisen, dass unterschiedliche Fässer einer Lage ebenfalls unterschiedlich sind (z.B. je nach Alter des Fasses), dass aufgrund der unterschiedlichen Zusammensetzung der endgültigen Cuveé in jedem Jahrgang die produzierte Flaschenmenge zwischen 20 und 36 tausend Flaschen rot und 10 bis 17 tausend Flaschen weiß schwankt und dass der Einfluß des Luftdruckes auf Verkostungsergebnisse auf das Aufsteigen der Trübstoffe bei niedrigem Luftdruck und umgekehrt zurückzuführen ist.

Nach der Kellerbesichtigung bei Chave eine kurze Mittagspause im Bistrot Chaudron im Zentrum von Tournon (Nachbarstadt von Mauves) – einfache aber gute Speisen und eine recht gute Weinkarte mit sehr fairen Preisen. Getrunken haben wir eine Flasche:

Danach kurze Fahrt auf die andere Seite der Rhone nach Tain Hermitage. Besuch der Vinothek von Chapoutier, danach "Besteigung" der Lage "Les Bessards" bis hinauf bis zur kleinen Kapelle "La Chapelle" mit einem herrlichen Blick über das Rhonetal. Die Steilheit dieser Weingärten macht klar, wie aufwendig hier die Weinproduktion sein muß.

Die Weingärten machten wie vor vier Jahren einen ausgezeichneten Eindruck. Anschließend Besuch einer lokalen Vinothek mit Verkostung einiger aktueller Weine – Marc Sorrel, Le Greal, Hermitage rouge 2001 machte einen besonders guten Eindruck.

Dann ging es über Cornas weiter Richtung Süden. In Cornas wollten wir einen kleinen Stop im Bistro Ollier vis-a-vis von Clape (schenkt angeblich Karaffenwein von jungen Reben von Clape aus) einlegen.

Wir fanden uns aber auch nach mehreren Runden im Ort nicht zurecht und gaben dann auf und fuhren weiter nach Valence zu unserer nächsten Station Pic, einem sehr guten Restaurant (2 Michelin Sterne) in Kombination mit einem sehr komfortablen kleinen Hotel mit sehr großzügigen Zimmern.

Küchenchef ist hier eine Frau – Anne-Sophie Pic in der dritten Generation von großen Köchen.

Wir kamen gerade recht zur Premiere der neuen Menüs der Saison und entschieden uns für das Degustationsmenü "Rabelais" mit 9 Gängen – abgesehen von einem etwas ungewöhnlichen Zwischengang (gegrillte Lauchstange mit Trüffeleis) eine recht gelungene Sache. An Weinen suchten wir aus:

Samstag, 18. Oktober: Autofahrt nach Chateauneuf du Pape (ca. 100 km) mit Abstecher nach Sauveterre – das kleine Hotel, in dem wir beim letzten Mal übernachtet haben, gibt es zwar noch, das Restaurant wurde jedoch nach einem Eigentümerwechsel gesperrt.

Danach wieder retour nach CdP mit Spaziergang hinauf Richtung Ruine und Mittagspause im Restaurant Verger des Papes mit einem kleinen Mittagsmenü (sehr gut, etwas zuviel für Mittag) mit einer Flasche

Danach besuchten wir die Vinothek unterhalb des Lokals und kauften unter anderem 1 Flasche Bonneau, Reserve des Celestins, CdP 1986. Anschließend machten wir uns auf die Suche nach dem Château Rayas, um Lage und Zustand des Weingartens zu besichtigen. Aufgrund der fehlenden Beschilderung artete das in ein systematisches Abfahren von Seitenwegen aus, bis wir an einem Schild "Chemin Pignan" erkannten, dass wir nahe an unserem Ziel waren und dann kam auch schon der "Chemin Rayas". Die Lage scheint nicht besonders spektakulär zu sein, aber die Rebstöcke sind überwiegend sehr alt und wirken gut gepflegt. Interessant auch die angrenzende Lage Vaudieu – sehr alte Rebstöcke in teilweise etwas ungepflegtem Zustand. Hier werden nur sehr mittelmäßige Weine erzeugt, was angesichts der Lage unmittelbar neben Rayas und des alters der Rebstöcke eher erstaunlich ist. Erstaunlich auch der generell merkwürdig schlechte Zustand der Gebäude von Rayas und Vaudieu – sie nennen sich zwar Chateau, wirken aber eher wie verfallene und unaufgeräumte Werkzeughütten, wenn auch etwas größer und zumindest bei Vaudieu mit einer Andeutung vergangener besserer Zeiten.

Dann ging es weiter nach Mondragon ins Beaugravière. Dieses Lokal ist eine Art Gourmet-Ikone des südlichen Rhonetales, hat einen wenig ansprechenden Standort an der Durchzugsstraße des Ortes (der Hauptverkehr wird mittlerweile aber erfreulicherweise durch die nahe Autobahn übernommen) und bietet auch ein paar sehr einfache Zimmer zum Übernachten nach ausgiebigem Weingenuss – denn die Weinkarte ist die eigentliche Attraktion des Lokals.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Spezialität der Küche ist die schwarze französische Trüffel, was sich auch in den Preisen bemerkbar macht. Die Qualität der Küche selbst ist aber nicht überragend, aber wie gesagt – die Weine gleichen das aus. An Weinen hatten wir:

Vieux Lazaret, CdP blanc, 1992: Helles intensives Goldgelb, fette Schlieren. Bouquet Hauch von Sellerie. Vollschlanker Körper, etwas fett, Limettencreme. Nachgeschmack dezent samtig, imprägnierend. Bewertung: 50 + 4 for Optik + 13 für Bouquet + 16 für Geschmack + 7 für Potential = 90 Gesamtpunkte

Chave, Hermitage rouge, 1986: Brillantes Rubin, dichte Schlieren, heller Rand. Sehr schönes komplexes Bouquet, etwas mineralisch, rauchig. Mittlerer bis schlanker Körper, etwas Säure, dezent schwarze Frucht. Langer Angang, samtig, imprägnierend. Bewertung: 50 + 3 für Optik + 14 für Bouquet + 17 für Geschmack + 8 für Potential = 92 Gesamtpunkte. Distantes Echo von Richebourg. Paßt sehr gut zu Beefsteak mit schwarzen Trüffeln

Trévallon, Les Baux, Coteaux d’Aix en Provence, 1985: Dunkles Rubin, dicht, fette Schlieren, leichtes Sediment. Leicht wurzeliges Bouquet, dezent erdig. Mittlerer Körper, dunkle sekundäre Frucht, etwas Säure, insgesamt nicht sehr harmonisch. Abgang mittel, leicht samtig, etwas süßlich, fast geil. Bewertung: 50 + 3 für Optik + 13 für Bouquet + 16 für Geschmack + 7 für Potential = 89 Gesamtpunkte. Kein sehr guter Begleiter zum Essen

Gourt de Mautens, Rasteau, 2001: Mittleres Purpur, dichte Schlieren. Mehr oder weniger massives Stinkerl, etwas animalisch, etwas primäre Frucht, entwickelt sich in Richtung rauchig. Vollschlanker Körper, gutes Säurerückgrat, gut ausgewogen, massive Frucht. Samtiger Abgang, lang, imprägnierend. Bewertung: 50 + 4 für Optik + 14 für Bouquet + 18 für Geschmack + 7 für Potential = 93 Gesamtpunkte. Interessanter Wein.

Sonntag, 19. Oktober: Nach einer durch Hundegebell mehrfach unterbrochenen Nachtruhe und einem einfachen Frühstück im Beaugraviere machten wir uns dann wieder auf den Weg Richtung Lyon. Zuerst gab es jedoch einen Abstecher zum Chateau Fonsalette in Largarde-Paréol (nahe Rasteau). Weinkellerei gibt es dort zwar keine (die Weine werden am Chateau Rayas produziert), aber das Haus und die Weingärten wollten wir besichtigen. Mit viel Herumfahren und einige Mal nach dem Weg fragen wurden wir dann endlich fündig. Die Weingärten sind eher flach und nicht besonders beeindruckend. Das Haus – ein eher großes Gebäude im Stil einer alten Burg mit Türmen, Zinnen etc. – machte wieder einen eher verwahrlosten Eindruck, in vergangenen Zeiten dürfte das aber ein recht ansprechendes Schloss mit einem sehr schönen Park gewesen sein. Wir machten dann noch weiter einen Abstecher nach Rasteau, kamen auch bei Gourt de Mautens mit einem zwar kleinen aber sehr gepflegten Haus vorbei. Die Weingärten in dieser Region sind wieder deutlich hügeliger und daher optisch ansprechender.

Dann ging es weiter Richtung Lyon, wobei wir zum Mittagessen einen Abstecher zu Michel Chabran in Pont-de-l’Isere machten.

Wir wählten ein eher einfaches Mittagsmenü, das aber wie erwartet ausgezeichnet zubereitet war. Dazu gab es eine Flasche:

Remizières, Cuvée Emilié, Hermitage rouge, 2001: Brillantes helles Rubin, hohe Viskosität, Schlieren färben das Glas. Dunkle samtige Frucht, viel Toast. Vollschlanker Körper, starkes Säurerückgrat, schöne dunkle Frucht. Abgang samtig säuerlich, angenehm. Bewertung: 50 + 5 für Optik + 14 für Bouquet + 18 für Geschmack + 8 für Potential = 95 Gesamtpunkte. Hermitage neuen Stils mit massiver Frucht, viel neuem Holz, sehr konzentriert

Dann ging es endgültig ohne weiteren Stop zurück zum Flughafen. Flug OS3408 von Lyon nach Wien um 19:55 mit kleiner Verspätung, Ankunft in Wien gegen 22 Uhr.

Gesamteindruck: Sehr gut organisiert und sehr befriedigender Ablauf. Die diversen Menüs waren erfreulich leicht, so dass wir auch am letzten Tag noch bei gutem Appetit waren

Teilnehmer: Kurt, Mandi, Nastl

Organisatorisches:

Nächste Studienreise 2004: Mögliches Ziel Portugal oder Spanien

Nächste Weinverkostung am 21.11. wieder mit dem Thema quer über die Regionen 1999

Weihnachtsabend am 20.12. im Gasthof Floh, Organisation durch Kurt

2003-10-21/Schriftführer e.h.